Orle im Register der Herzöge Otto und Friedrich von 1464 - 1480
Eine weitere für die Dorfgeschichte Oerrels wichtige Archivalie ist das Register der Herzöge Otto und Friedrich der Jahre 1464 bis 1480, da darin zwei interessante Einträge zu finden sind. Der erste Eintrag stammt vom 23. November 1465 und erwähnt eine Mühle an der Oertze, wobei allerdings offen bleibt, wo genau diese Mühle liegt, es also nicht sicher ist, dass es sich um die Mühle in Oerrel handeln könnte. Darauf gehen wir weiter unten noch etwas ausführlicher ein.
Im zweiten Eintag, der aus dem Jahr 1480 stammt, geht es eindeutig um einen Hof in Orle. Hierbei handelt es sich um einen Lehnbrief von Herzog Heinrich dem Jüngeren (später dem Mittleren) von Braunschweig und Lüneburg, in dem dieser der Leibzuchtverschreibung (Witwenversorgung bzw. dem Unterhalt) für Erich Meltzings Frau „Beke“ zustimmt. Unter den darin aufgeführten Gütern befindet sich auch ein Hof in Orle, der zu dieser Zeit von Henneke Cordes bewohnt wurde.
Otto war der Sohn von Friedrich II *1), der sich 1457 in ein Kloster zurückgezogen hatte. Im Register trägt Friedrich den Beinamen „der Ältere“, wird heute aber unter dem Beinamen „der Fromme“ geführt. Otto V *2) übernahm 1464 die Regentschaft im Fürstentum Lüneburg, nachdem sein älterer Bruder kinderlos verstarb. 1471 starb Otto, der Legende nach war er bei einem Turnier in Celle verunglückt. Daraufhin übernahm sein Vater Friedrich der II wieder die Regierung, da sein Enkel Heinrich erst 3 Jahre alt war. Die Regentschaft übernahm Heinrich I *3) dann aber 1486 von seiner Mutter, da die nach dem Tod seines Großvater Friedrich 1478 die Regierung übernommen hatte. Heinrich trägt im Lehnbrief den Beinamen „der Jünger“, heute ist er unter dem Beinamen „der Mittlere“ bekannt.
Der für uns interessante Lehnbrief ist einer der letzten, die in diesem Registerbuch enthalten sind, und dass, obwohl er erst nach Ende der Regentschaftszeiten von Otto und Friedrich ausgestellt worden ist.
*1) Friedrich II. (Braunschweig-Lüneburg) – Wikipedia
*2) Otto V. (Braunschweig-Lüneburg) – Wikipedia
*3) Heinrich I. (Braunschweig-Lüneburg) – Wikipedia Bitte beachten, dass zu der Zeit als das Register geschrieben wurde, war Heinrich I – der jüngere. Später wurde er dann der „Mittlere“ Liste der Herrscher des Fürstentums Lüneburg – Wikipedia Die Linie Braunschweig-Lüneburg ist nicht zu verwechseln mit dem Haus Braunschweig-Wolfenbüttel (Lüneburg).
© NLA HA Cop. Nr. 20/533
© NLA HA Cop. Nr. 20/533
Das Register der Herzöge befindet sich heute im Niedersächsischen Landesarchiv in Hannover, woraus wir hier den uns betreffenden Auszug aus diesem Buch präsentieren wir hier mit freundlicher Genehmigung des Niedersächsischen Landesarchivs in Hannover, wobei wir wieder auf die urheberrechtlichen Bestimmungen hinweisen. Dieses Archivgut ist Eigentum des Niedersächsischen Landesarchivs in Hannover. Ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Niedersächsischen Landesarchivs dürfen diese Abbildungen nicht gespeichert, reproduziert, archiviert, dupliziert, kopiert, verändert oder auf andere Weise genutzt werden.
Die Inhaltsbeschreibung des Landesarchivs für diese Archivalie lautet:
Herzog Heinrich der Jüngere von Braunschweig und Lüneburg stimmt als Lehnsherr der Leibzuchtverschreibung des Erich Meltzing für seine Frau Beke mit all seinen Gütern zu: einem Hof zu Emmendorf (Emmendorpe), den Hans bewohnt, 2 Höfen zu Roytzinge, die Clothe und Bunge bewohnen, 4 Höfen zu Holxen (Hollexen), die Ramme, Klaus Lontken, Beneke und Schoneke bewohnen, dem Schmied zu Gerdau (Gerdouwe), dem Meier zu Räber (Reydeber), 2 Höfen zu Bargfeld (Barsfelde), die Lutke Hobeman und Boienhober bewohnen, 1 Hof zu Orle, den Henneke Cordes bewohnt, dem Schulzen zu Salderatzen (Saldratze), 2 Höfen zu Allenbostel, dem 4. Teil des Zehnten zu Niendorf, mit Klaus zu Weyne, 1 Hof, den Scutte bewohnt, und 1 Kote zu Böddenstedt (Bodenstede), dem halben Haus zu Uelzen (Ulssen) auf der Schostraten zwischen Segeband van Estorp und Lutke Holthusen, seinem Anteil an den Gütern der von Estorff, die sein Bruder und er in Pfand haben, nämlich je 1 Hof zu Salderatzen, Neetzendorf (Netzendorp), 2 Höfen zu Köstorf (Kotterstorp) und je 1 Hof zu Moden, Tebing, Hanstedt (Hanstede) an der Schmalen Aue (Smalen Ouwe). 1480 September 17 (am sondage sunte Lamberti dage).*4)
Hinweis zur Textübertragung und Übersetzung:
Den vollständigen Text habe ich - soweit ich es lesen konnte - übertragen und anschließend versucht, mit Hilfe des Mittelniederdeutschen Wörterbuchs von Gerhard Köbler *5), laienhaft zu übersetzen, so dass sich der Inhalt dieses Briefes nachvollziehen lässt. Wörter, die im Wörterbuch nicht gefunden wurden oder in dem Zusammenhang keinen Sinn ergaben, wurden durch (??) ersetzt.
*5) Köbler, Gerhard, Mittelniederdeutsches Wörterbuch, 2010 (koeblergerhard.de)
Der Originaltext lautet:
Lehnstücke Erick Meltzinges Husfruwen
Wir Henrick de Junger vonn Godsgnaden to Brunswag und Luneborg hardoge bekennen
apenbar In dessem unnsem Breve vor uns unse ervenn nakomelinge und alsweme So also
Erick Melsink unse leve getruwe de Erbaren bekenn frouwen Bekenn (= Beke, der Name der Frau)
syne eliken Husfrauwen mit allen synen tokomenden und angefallenn erffliken nagelatenn
andernn bewechlick und unbewerchlek alse am von synen zehgene Adern von erffetales
wegenn angefallenn synn und noch anfallenn wechtenn, der se alle to overrechten lifftucht
sick gebruckenn scal und mach alse by namen mit enem hove to emmedorpe den Hans
bywoneth, twenn hovenn to Roytzinge op den ene Clothe und dem anderen Bunge wonenn,
verr (4) Hovenn zu Holxen (Hollexen) up den einen Ramme den andren Thomas Lontken, den
drudde Beneken und den verdenn Schoneke wonenn, dem Smede tor Gerdau (Gerdouwe)
mit dem meyger to Redeber Reydeber mit twen ( 2) Hovenn to Bargfeld (Barsfelde) dar
Lutke Hoberman up den eynem und den anderen Boienhober wohnet, mit einem hove to
orle dar Henneke Cordes up wonet, dem Schultenn to Salderatzen (Saldratze) twen hoven to
Allenborstele dem verdendele an dem tegedenn (Zehnten) to Negendorpe (Niendorf), mit
Clomaese to weyne einen Hove dar Scutte up wonet und enen Kotenn zu Böddenstedt
(Bodenstede) mit dey halvenn Huse to Uelzen (Ulssen) up der Schostratenn tweschenn
Segeband vann Estorp und Lutkenn Holthusenn belegenn mit dem Dele (Anteil) dat am
In der von Estorp ander de senem Bruder und an pandeswise (Pfand) stann to fallenn mach
alse ene hove to Salderatze enem hove to Neetzendorf (Netzendorp) twen hove to Köstorf
(Kotterstorp) einen hove to Moden ene hoven to Tobing und eynen hove to Hanstedt
(Hanstede) op der smalen ouwe (Schmale Aue) na uthwesung (?) enes vorsenlich breves der
suhnen frouwen van Ericke vorgenant dar over gegenenn beheftichtet hefft so den sodann
guder von unns und unser Herscop to letzen genn Is de vorgescreven lifftucht geschenn mit
unsem weten willen und fulborde und behefftechtenn zu In crafft disses unser breves de
ergann frouwen bekenn mit sodann vorgenomm andernn und willen or der sulvenn guder to
einer liffucht recht bekennige lex und „warende wesen“ wen wan und wo wakenn or des not
und behoiff dit und se dat van uns esschende wert und habben des to bekomt msche unse
Ingesegel wathkenn benedden an dissen breff gehange.
Getenn na Cristi gebort vertemhundert und Im LXXXtenn Jarenn am Sondag Sunte Lamberti Dage.
In laienhafter Übersetzung
Lehnstücke Erich Meltzings Ehefrau
Wir Heinrich der Jüngere von Gottes Gnaden zu Braunschweig und Lüneburg bekennen hierdurch
öffentlich in diesem unserem Brief vor uns unsere Erben Nacherben (Nachkömmlinge) und Jeden so wie
Erich Meltzing unser lieber getreuer umso ehrbaren Frau Beke,
seine eheliche (verheiratet) Hausfrau mit allen seinen zukünftigen (zukommenden) und angefallenen Erben ungeachtet (trotz)
anderen beweglichen und unbeweglichen also (alles) von seinem Blut von (??)
wegen angefallenen sind und noch anfallen werden, der sie alle zu Recht (mit höchster Geltung) Leibzucht (Witwenversorgung, Einkünfte der Frau zum Unterhalt auf Lebenszeit)
sich gebrauchen soll und mach alles bei Namen mit einem Hof zu Emmendorf den Hans
bewohnt, 2 Höfe zu Roytzinge auf den einen Clothe und dem anderen Bunge wonen,
4 Höfe zu Holxen auf den einen Ramme den andern Thomas Lontken, den
dritten Beneken und den vierten Schoneke wohnen, dem Schmiede zu Gerdau
mit dem Meyer zu Redeber mit 2 Höfen zu Bargfeld wo
Lutke Hobermann auf den einen und den anderen Boienhober wohnt, mit einem Hof zu
Oerrel wo Henneke Cordes drauf wohnt, dem Schulzen zu Salderratzen 2 Höfe zu
Allenborstel dem vierten Teile (ein Viertel) an dem Zehnten zu Niendorf, mit
Clomaese zu Weyne einen Hof wo Scutte drauf wohnt und eine Kate zu Böddenstedt
mit den halben Haus zu Uelzen auf der Schuhstraße zwischen
Segeband von Estorf und Lutken Holthusen belegen mit dem Anteil dass am
In der von Estorf andere (zweite) der seinen Bruder als Pfand ….zu fallen mach
alles einen Hof zu Salderatze einen Hof zu Netzendorf zwei Höfe to Köstorf,
einen Hof zu Moden einen Hof zu Kreutzen (Töpingen?) und einen Hof zu Hanstedt
an der Schmalen Aue nach Aus(weisung?) eines vorsorglich Briefes der
seiner Frau von Erich vorgenannt darüber entgegenkommen (???) so den sodann
Güter von uns und unser Herrschaft (?) nachlassen ist die vorgeschriebene Leibzucht geschehen mit
unserem Wissen Willen und Zustimmung (Genehmigung) und anhaftenden Zehnten zu in Kraft dieses unseres Briefes der
ergehen Frauen bekenne mit sodann vorgenommen Überantwortung und Willen oder derselben Güter zu
einer Leibzucht recht bekennen lex und „Gewähr für etwas leisten“ wenn wann und wo wachen oder es Not
und Bedarf tut und sie das von uns einfordern werden und haben dies zu Gefallen unser
Siegel (Wachs?, dann wohl: Wachssiegel) unten an diesen Brief gehängt.
Getan an Christi Geburt 14. Jahrhundert und im 80ten Jahre am Sonntag des Heiligen Lamberti Tages (= 17. September 1480)
Kommen wir nun noch auf den Eintrag vom 23. November 1465 zurück, in dem eine Mühle an der Oertze erwähnt wird. Könnte es sich dabei um die Mühle in Oerrel handeln?
Eine Mühle an der Oertze
Das Register der Herzöge enthält auch den nachfolgenden Eintrag (Nr. 30), dessen Inhalt hier vorweg zunächst einmal zusammenfassend beschrieben wird. (Quelle: Beschreibung des Dokuments im Arcinsyssuchsystem):
Herzog Otto *1) von Braunschweig und Lüneburg verspricht den Brüdern Dietrich und Ludeke van Muden, seinen Dienern und Knechten, dass er im Umkreis von einer Meile von ihrer Mühle an der Örtze niemandem den Bau einer neuen Mühle gestatten will.
1465 November 23 (am sonnavende sunte Clementis dage).
Auf den ersten Blick fällt dabei in der Überschrift das Wort "orer" auf, das durch zwei hinzugefügte Striche als "orlerl" gelesen werden kann. Es könnte also "Orler Mühle" heissen, allerdings ergibt im Textzusammenhang nur "orer" einen Sinn, denn "orer" bedeutet "ihrer", hier also "ihrer Mühle", wie aus der nachfolgenden Übersetzung des Textes deutlich wird.
In diesem Text wird eine Mühle an der Oertze erwähnt, ohne deren genauen Standort anzugeben. So bleibt offen, in welchem Ort sich diese Mühle befindet. Erwähnt werden aber die Besitzer Dietrich und Ludeke van Muden (= von Müden). Der Name "von Müden" deutet zwar schon auf Müden hin, allerdings war Dietrich van Muden - wie aus dem unten folgenden Eintrag im Register hervorgeht - zu dieser Zeit der Amtsvogt der Vogtei Bienenbüttel. Und wie dem Winsener Schatzregister zu entnehmen ist, waren in Orle (Oerrel) zwei Höfe - Hof 2 und Hof 4 - gegenüber der Vogtei Bienenbüttel bzw. dem dazugehörigen Sondergut abgabepflichtig. Diese beiden Höfe gehörten zwar der Familie von Meltzing, mit der Dietrich van Muden aber in Verbindung stand, wie weiter unten zu sehen ist.
Dass es sich bei diesem Eintrag aber um die Mühle in Müden handelt, ist der Homepage des Müllern-Hofes in Müden zu entnehmen, denn dort wird die sich heute noch im Familienarchiv befindliche Original-Urkunde gezeigt wird. Hofgeschichte (ole-muellern-schuen.de)
Um sicher zu gehen, dass es im Text nicht doch einen kleinen Hinweis auf Orle geben könnte, sehen wir uns hier diesen Eintrag aus dem Register der Herzöge, das sich im Niedersächsischen Landesarchiv in Hannover befindet, doch noch näher an:
© NLA HA Cop. Nr. 20/030
Der Text ist aus heutiger Sicht nur sehr schwer zu lesen, da er sehr viele Wörter enthält, die heute nicht mehr gebräuchlich sind oder eine andere Bedeutung haben. Eine Übersetzung des Textes war mir mit Hilfe des Mittelniederdeutschen Wörterbuches von Gerhard Köbler möglich. Um die Übersetzung mit dem Original besser vergleichen zu können, habe ich es bei einer wörtlichen Übersetzung belassen. Daraus wird der Inhalt der Urkunde deutlich, liest sich dadurch aber für unsere heutigen Verhältnisse nur sehr umständlich.
Abschrift:
Diderickes und Ludekes van Muden breff
Dat nement orer Molen up der Ortzen
eyne Mileweges na bove und bened
Den uppe der sulvend ortze buwen scal
Wij Otto van goddesgnaden to B. und L. Hertoge bekunne
openbar Zu dessen breve va vns vnße erve vnd nakomelinge Dat
Wij Didedcke und Ludeken van Muden gebrudern vnße dener
und Knechte Eme inmichfoldegen getruwen Denst willen den si uns und
unß Herscup vakend und vele gedent hebben und so vorbethmer
wol don kommen und mogen begnadet und to gesetzt hebben be-
gnaden und to seggen on Jegenwardegen In und mit macht deß
unß breves So dat wij tuemande erffmans upp unsen frigen
Water De ortzen eyne mileweges na edder upp andern fleten ringe
Darume her wu mey de benomen nach eyne mileweges na orer
Molen up der sulve Ortzen belegen nü mehr to buwende effte to leg-
gende staden noch irloven scullen Weyne offte meynne an mij offte
unße vorfarn vor giffte deß unß breves up dem sulve Waters
molen to buwende edder to leggende Inlovet hedden den edd(er) deme
scal sodann unße begnadinge und to segginge unschedelik sey. Sum
se scollen alle dar mede bi fuller macht Wesen und bliven Deß to
bekantnisse hebben wij unße Ingeß ? Anno Dm (Domini) MCCCCLXVten Jarn
and Sonnavende sunte Clements Dage
Übersetzung:
Dietrich und Ludeke van Muden Brief (Urkunde)
Dass niemand ihrer Mühle an der Oertze
eine Wegesmeile nach oben und unten
denn an derselben Oertze bauen dürfen
Wir Otto von Gottes Gnaden zu B(raunschweig) und L(üneburg) Herzog verkünden
öffentlich zu diesem Brief für uns unsere Erben und Nachkommen, dass
wir (den) Brüdern Dietrich und Ludeke van Muden (Brüder), unsere Diener
und Knechte, ihren mir folgenden treuen Dienstes willen den sie uns und
unser Herrschaft oft und viel gedient haben und so ??
wohl dann kommen und mögen begnadet und zugesetzt haben be-
schenken und zusagen (erlauben) an Gegenwärtige durch und mit Macht (des)
unseres Briefes (Urkunde). So dass wir (??) Erbmann auf unserm freien
Wasser der Oertze eine Wegesmeile nach oder auf anderen Gewässern (Fließgewässern) rings
herum (her) wie mein der verwehrt noch eine Wegesmeile nach (in Richtung auf) ihre
Mühle an derselben Oertze liegend nie mehr zu bauende oder (einen Grundstein) zu
legen (zu) gestatten noch erlauben sollen (sich) beklagen (weinen) falls allgemein an mich oft
unsere Vorfahren vergaben (verschenkten) diesen unseren Brief für dieselbe Wasser-
mühle zu bauende entweder zu verbietende Erlaubnis haben noch (das)
dürfen sodann unsere Beschenkten und Ankündigungen unbeschadet sein. Zusammenfassung (Summe)
sie sollen allen damit bei (mit) Vollmacht vorhanden sein und bleiben. Dies zum
Bekenntnis haben wir unser Siegel ? Im Jahre (des Herrn) 1465ten Jahre des Herrn
am Sonnabend (den) Tag des heiligen Clemens (23. November)
*1) Herzog Otto V. 1464 bis 1471 Otto V. (Braunschweig-Lüneburg) – Wikipedia
nement / nemant = niemad, keiner mnd_n (koeblergerhard.de) ›niemand‹ in: Deutsches Wörterbuch (¹DWB) | DWDS
up/uppe/ op = auf, zu, in, an, usw. mnd_u (koeblergerhard.de) ›an‹ in: Deutsches Wörterbuch (¹DWB) | DWDS
bove und bened = nach oben und unten, nach allen Seiten mnd_b (koeblergerhard.de)
Wegesmeile = rd. 7,42 km Meile – Wikipedia
den = den, dem, denn, dann, damals usw. mnd_d (koeblergerhard.de)
sulve, sulvend = selbst, derselbe, dieselbe, dasselbe mnd_s (koeblergerhard.de) Selbe - Zeno.org ›selbe‹ in: Deutsches Wörterbuch (¹DWB) | DWDS
buwen = bauen, errichten mnd_b (koeblergerhard.de) ›bauen‹ in: Deutsches Wörterbuch (¹DWB) | DWDS
scal = sollen, schuldig, verpflichtet sein, wert sein, erlauben, dürfen ›sollen‹ in: Deutsches Wörterbuch (¹DWB) | DWDS
bekunnen = bekunden, verkünden, erklären mnd_b (koeblergerhard.de) Bekunden - Zeno.org
openbar = offenbar, sichtbar, offenkundig öffentlich usw. ›offenbar‹ in: Deutsches Wörterbuch (¹DWB) | DWDS mnd_o (koeblergerhard.de)
vakend von vaken = oft, häufig Fach - Zeno.org mnd_v (koeblergerhard.de)
toseggen = zusagen, zulassen, erlauben, versprechen usw. mnd_t (koeblergerhard.de) ›zusagen‹ in: Deutsches Wörterbuch (¹DWB) | DWDS
jegenwardegen / jegenwärdigen = gegenwärtigen mnd_j (koeblergerhard.de) mnd_g (koeblergerhard.de) ›gegenwartig‹ in: Deutsches Wörterbuch (¹DWB) | DWDS
erffmans / erfman / erveman = Erbmann, höriger Bauer, erblicher Lehnhsmann, Besitzer eines Erbes, freier Hofbesitzer mnd_e (koeblergerhard.de) ›erbmann‹ in: Deutsches Wörterbuch (¹DWB) | DWDS
frigen / frighen / vriken = frei, unbeschwert, ungehindert mnd_f (koeblergerhard.de) mnd_v (koeblergerhard.de) ›frei‹ in: Deutsches Wörterbuch (¹DWB) | DWDS
edder = oder mnd_e (koeblergerhard.de) ›oder‹ in: Deutsches Wörterbuch (¹DWB) | DWDS
andern / anderen = mnd_a (koeblergerhard.de) ›andern‹ in: Deutsches Wörterbuch (¹DWB) | DWDS
fleten / vleten = fließen, strömen usw. ; Hier aber von flet / vlet = Fließ = Gewässer, jedes natürliche oder künstliche Gewässer mnd_f (koeblergerhard.de) mnd_v (koeblergerhard.de) ›flieszen‹ in: Deutsches Wörterbuch (¹DWB) | DWDS
ringe = eigentlich bedeutet es: gering, geringfügig, wertlos, unbedeutend, klein, schwach usw. mnd_r (koeblergerhard.de) hier steht es aber im Zusammenhang mit dem nächsten Wort „Darume“ und bedeutet dann „rings“ = Rings - Zeno.org mnd_r (koeblergerhard.de)
Darume (her) = drumherum zusammen mit „ringe“ = rings herum ›drumherum‹ in: Deutsches Wörterbuch (¹DWB) | DWDS ›ringsherum‹ in: Deutsches Wörterbuch (¹DWB) | DWDS
Wu / wo = wie , wie dass, sowie ›wie‹ in: Deutsches Wörterbuch (¹DWB) | DWDS mnd_w (koeblergerhard.de)
benomen / benömen /benemen =fortnehmen, wegnehmen, entziehen, vorenthalten mnd_b (koeblergerhard.de) Benehmen - Zeno.org ›benehmen‹ in: Deutsches Wörterbuch (¹DWB) | DWDS
nach = noch mnd_n (koeblergerhard.de) ›noch‹ in: Deutsches Wörterbuch (¹DWB) | DWDS
na = nach, in Richtung auf mnd_n (koeblergerhard.de) ›nach‹ in: Deutsches Wörterbuch (¹DWB) | DWDS
effte /efte = oder, noch, wenn mnd_e (koeblergerhard.de)
leggen = legen, Grundstein legen, etc. mnd_l (koeblergerhard.de) ›legen‹ in: Deutsches Wörterbuch (¹DWB) | DWDS
staden = Ufer / ABER AUCH: stellen, setzen, befestigen, erlauben usw. mnd_s (koeblergerhard.de) ›gestatten‹ in: Deutsches Wörterbuch (¹DWB) | DWDS
(inloven = geloben, zusichern mnd_i (koeblergerhard.de)
irloven / erloven = erlauben, gestatten, zulassen mnd_e (koeblergerhard.de) erlauben – Schreibung, Definition, Bedeutung, Etymologie, Synonyme, Beispiele | DWDS
irlovet / erlovet = Erlaubnis (Links wie zuvor)
weyne / weinen = weinen, klagen ›weinen‹ in: Deutsches Wörterbuch (¹DWB) | DWDS mnd_w (koeblergerhard.de)
offte / ofte = oft / ABER falls abgeleitet von "of" = wenn, falls, unter der Bedingung, dass mnd_o (koeblergerhard.de)
meynne / meyne = allgemein, gesamt, öffentlich usw. mnd_m (koeblergerhard.de)
vorgiffte / vorgiften / vörgiften = vergaben, verschenken, veräußern, usw., aber auch vergiften mnd_v (koeblergerhard.de)
begnadinge = Begnadung, Beschenkung Privilegerteilung mnd_b (koeblergerhard.de) begnaden – Schreibung, Definition, Bedeutung, Etymologie, Beispiele | DWDS
to segginge / tosegginge = Ankündigung, Aufkündigung mnd_t (koeblergerhard.de)
aber das Wort segginge = Aussage, Sage, Ausspruch, offizielle Erklärung mnd_s (koeblergerhard.de)
unschedelik = unschädlich, unbeschadet, schadlos, nicht nachteilig, usw. mnd_u (koeblergerhard.de) ›unschadlich‹ in: Deutsches Wörterbuch (¹DWB) | DWDS
Sum / summe = Ergebnis, Endsumme, Zusammenfassung usw. mnd_s (koeblergerhard.de) ›summe‹ in: Deutsches Wörterbuch (¹DWB) | DWDS
dar mede / darmede = damit, dadurch mit, zugleich mit, usw. mnd_d (koeblergerhard.de) ›damit‹ in: Deutsches Wörterbuch (¹DWB) | DWDS
bi = bei, dabei, an usw. mnd_b (koeblergerhard.de)
fuller macht /fullemacht / vulmacht = Vollmacht mnd_f (koeblergerhard.de) mnd_v (koeblergerhard.de)
wesen = wesen, sein, vorhanden sein, befinden, existieren mnd_w (koeblergerhard.de)
bliven = bleiben, verbleiben, im Besitz bleiben usw. mnd_b (koeblergerhard.de)
Ingeß / ingesegel = Eingesiegel, Insiegel, Petschaft, Siegelabdruck mnd_i (koeblergerhard.de) Insiegel, das - Zeno.org ›insiegel‹ in: Deutsches Wörterbuch (¹DWB) | DWDS Insiegel – Schreibung, Definition, Bedeutung, Etymologie, Beispiele | DWDS
sunte / sünte = heilig mnd_s (koeblergerhard.de)
clementis = Clemens, Bischof von Rom , Gedenktag 23. November Clemens von Rom – Wikipedia
Dietrich van Muden, Vogt der Knechtvogtei und des Sondergutes in Bienenbüttel
Beschreibung des Eintrag Nr. 414 im Register der Herzöge (Quelle: Arcinsyssuchsytem):
Herzog Friedrich der Ältere*1) von Braunschweig und Lüneburg bestätigt seinen Knecht Dietrich van Muden auf Lebenszeit im Amt des Vogts über die Knechtsvogtei und das Sondergut zu Bienenbüttel (Binenbuttel), das ihm der verstorbene Herzog Otto verliehen hatte. Er soll sich gegen den Großvogt des Schlosses Winsen/Luhe nach Gebühr verhalten.
1473 Dezember 26 (= 1474, am dage Steffani prothomartiris).*2) (= 1474: nach dem Weihnachtsstil aufgelöst) *3)
Erklärungen:
*1) Herzog Friedrich II 1472 bis 1478 Friedrich II. (Braunschweig-Lüneburg) – Wikipedia In der Beschreibung steht Friedrich der Ältere, da dies die zeitgenössische Bezeichnung für Friedrich den II war und daher auch in der Urkunde „de eldere“ verwendet wurde. Die heute bei Wikipedia verwendete Bezeichnung Friedrich der Fromme entstand erst später, zur Unterscheidung von dem dann jüngeren Friedrich dem III.
*2) Steffani prothomartiris = Stefanitag = 26. Dezember Stefanitag – Wikipedia
*3) Weihnachtsstil = Nativitätsstil = mittelalterliche Zeitbestimmung mit dem Jahresanfang am 25. Dezember (Geburtsfest Christi).Quelle: Duden Nativitätsstil ▶ Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft | Duden / Weihnachtsstil ▶ Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft | Duden
-
Daher steht in der Urkunde bzw. dem Eintrag ins Register bereits das Jahr 1474 (= damals war dies der erste Tag des neuen Jahres 1474), nach heutiger Zeitrechnung war es aber noch das Jahr 1473.
© NLA HA Cop. Nr. 20/414
Abschrift und Übersetzung der Überschrift:
Didericke van Müden breff sprekende up De knect-
te Vogedie to Bienenbuttell und dat Sundergud
Diedrich von Müdens Brief (sein) Anspruch über die Knechts-
vogtei in Bienenbüttel und das Sondergut
Restlicher Text nicht abgeschrieben und auch nicht übersetzt.
Dietrich van Mudens Kontakt mit Hinrik und Erik Meltzing
Im Buch "Urkunden des Mittelalters: Für Bienenbüttel und seine Ortsteile" von Holger Runne sind zwei Urkunden erwähnt, aus denen hervorgeht, dass Dietrich van Muden 1475 und 1476 in Verbindung mit Hinricke und Erick Meltzing stand. Der Familie von Meltzing gehörten zu dieser Zeit zwei Höfe in Oerrel.
Urkunden des Mittelalters: Für Bienenbüttel und seine Ortsteile - Holger Runne - Google Books
Einer der beiden im Besitz der Familie von Meltzing befindlichen Höfe in Oerrel wird in den Lehnreversen der Adelsfamilie von Meltzing aus dem 16. Jahrhundert erwähnt, auf die wir nun weiter eingehen werden.